Ni hau,
der Winter hat mich ueberraschend in China eingeholt. Es ist ziemlich kalt und ungemuetlich geworden, v.a. nachts fallen
die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Gestern fiel sogar Schnee und verwandelte die Strassen in Eis und Matschpisten.
Die letzten vier Naechte habe ich in dem kleinen 300 Seelendorf Fanpai verbracht. Mein Loose-Reisehandbuch erwaehnt Fanpai
nur mit einem einzigen Satz (Lonely Planet und ein Hebraeischer Reisefuehrer ueberhaupt nicht): "30 km oestlich liegt oben
in den Huegeln das antike Dorf Fanpai, dessen terrassierte Reisfelder und urtuemlichen Taenze geruehmt werden."
Nach einer
zweistuendigen Fahrt (NUR 26 km) ueber eine kurvenreiche, holprige Matschpiste, auf der unser Minibus zweimal liegen blieb,
sind Neria (ISR) und ich am spaeten Nachmittag in Fanpai angekommen. Der Bus hielt an einer Bruecke, an der drei bis vier
Holz-Kiosk-Baracken standen. Suedlich davon befindet sich eine tiefe Schlucht und das Doerfchen liegt schoen an einem
steilen Hang in noerdlicher Richtung. Es gibt nur wenig Strom (nach dem Motto: Drei Gluehbirnen pro Holzhuette), kein
fliessend Wasser, keine Strassen - nur Reis. Im Dorf angekommen sind wir gleich vom Aeltesten Rat und einem jungen Mann,
der etwas Englisch sprechen konnte (eat, rice, cheers, thank you), empfangen worden. Wir durfen in der Ratholzhuette
(Rathaus) uebernachten. Das Zimmer war spartanisch: eine Gluehbirne und zwei Betten. Auf meine Frage hin, wo denn die
Toilette sei, deutete einer der Maenner in Richtung Sueden. Ich dachte: "Cool, gleich die Tuer neben an", doch da war nur
ein zweites Gaestezimmer, dann dachte ich: "Ah, um die Ecke herum", aber nein da war nur der Balkon. Die Toilette war ca.
200m entfernt an der Bruecke und wurde von jedem zweiten Durchreisenden mit Durchfall und vom halben Dorf benutzt, das in
der Naehe wohnte. Unnoetig zu erwaehnen, dass es kein Reinigungspersonal gab.
Die Dorfbewohner waren alle sehr freundlich, jeden Tag gab's bei einer anderen Familie Essen, wir haben herzlich gelacht,
Unmengen Reiswein und Reisschnaps getrunken, sind beim Nachhause laufen jeden Abend am steilen Hang in den Matsch gefallen
und sahen daher schmutziger aus alles ein Reisbauer, der gerade von seinem Feld kam. Das gemeinsame Essen lief immer gleich
ab: Wir sassen auf einem Minihocker in der dunklen Kueche um die Feuerstelle herum, wo es am waemsten war. Meistens waren
12-15 Personen anwesend, die sich gegenseitig zum Ex-Trinken die Suppenschalen gefuellt mit Alkohol an den Mund hielten.
Gleich danach reichte jemand Fleisch, Gemuesse oder Ei auf einem Essstaebchen an den Mund zum Essen. Doch gestern gab es
was anderes zum Essen! Ich konnte nicht sehen was es war, es fuehlt sich zaeh an, irgendwie gespalten und duenn und war
schlecht zu kauen. Als die Kuechentuer aufging, wollte ich mir schnell im einfallenden Licht ein Stuecken Gemuese aus dem
Topf nehme, um das Etwas in meinem Mund besser runterschlucken zu koennen, da hoerte ich Neria sagen: "Oh fuck, it is a
chicken foot." - Huehnerklaue! Schock! Was soll's dachte ich, Augen zu, schnell schlucken und her mit dem Schnaps!
Wohin es mich in den naechste Tagen verschlagen wird, weiss ich noch nicht. Es ist immer schwer auch nur einen
kurzfristigen Plan zu fassen, denn jeden Tag geschieht etwas Neues und Unerwartetes, das die gefassten Plaene aendert.
Bilder:
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